Skateboard: Kunststücke und Luftsprünge auf dem Rollerbrett
Nachdem Ende der 1950er-Jahre in Kalifornien der Vorläufer des Skateboards als Ersatz für das Surfboard bei mangelhaftem Wellengang aufgetaucht war, entwickelte sich das Skateboarding in den 1960er-Jahren zum eigenständigen Wettkampfsport, erfuhr aber erst Mitte der 1970er-Jahre seinen ersten Boom in den USA und in Europa. Das Skateboarding fand vor allem in eigens angelegten Parks statt, allerdings hielt der Boom nur wenige Jahre an. Mitte der 1980er-Jahre erfolgte der zweite Boom, und als Sportstätte wurden außer neuen, kleineren künstlichen Anlagen insbesondere geeignete Gegebenheiten der Innenstädte entdeckt.
Ein Skateboard ist zwar verhältnismäßig einfach aufgebaut, aber die Einzelteile sollten je nach Verwendungszweck sorgfältig ausgewählt werden. Wichtig ist in jedem Fall, beim Skateboarding eine zweckmäßige Schutzausrüstung zu tragen. Denn bis man die Tricks auf dem Skateboard beherrscht, wird man öfters möglichst gekonnt stürzen müssen.
Eine Skateboarddisziplin der ersten Stunde ist der Freestyle, bei dem der Skater eine Reihe von Tricks auf einer Ebene ohne Hindernisse oder Hilfsmittel präsentiert. Die beiden anderen Hauptdisziplinen sind in der Phase zwischen erstem und zweitem Skateboardboom entstanden: Der ursprüngliche Streetstyle begnügt sich mit den städtischen Gegebenheiten als Hindernissen oder Hilfsmitteln, um seine Tricks zu probieren. Die Halfpipe ist eine Trainings- und Turnieranlage, auf der sich wohl die spektakulärsten Tricks realisieren lassen.
Geschichte des Skateboardings
Ende der 1950er-Jahre kamen Surfer an der Südküste Kaliforniens auf die Idee, an einem verkleinerten Surfbrett die Rollen und Achsen von Rollschuhen anzubringen, um die Surfbewegungen auf der Straße nachahmen zu können, wenn der Wellengang gerade nicht günstig war. Der so entstandene Prototyp des Skateboards hieß dementsprechend »Asphaltsurfer«. Er war ganz flach, viel schmaler und etwas kürzer als die späteren Skateboards; und die Fahrmöglichkeiten waren recht beschränkt. Aber er genügte zunächst den Ansprüchen der kalifornischen Sunnyboys, die damit barfuß bevorzugt auf Strandpromenaden herumkurvten.
Anfang der 1960er-Jahre begann man, Skateboarding als eigenständige Sportart zu betreiben. 1964 startete die industrielle Skateboardproduktion und erschienen die ersten Skateboardmagazine; 1965 fanden in Anaheim (Kalifornien) die ersten internationalen Skateboardmeisterschaften statt. Zu den ersten Skateboarddisziplinen Slalom und Freestyle kamen bald Downhill, Hoch- und Weitsprung hinzu. Als reizvoller Untergrund wurden zunächst Schrägen und Rundungen entdeckt. Da in vielen Städten das Skaten auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen verboten wurde, waren die Skater gezwungen, sich andere Stätten für ihren Sport zu suchen. So stießen sie auch auf leere Swimmingpools, die jenseits des großen Teiches zum Boden hin gerundete Seitenwände haben. Mit genügend Schwung und Mut konnte man in ihnen die Wände bis zur Oberkante hinauffahren. Damit war eine neue Dimension des Skatens eröffnet: die Vertikale.
Einen großen Aufschwung erfuhr das Skateboarding Anfang der 1970er-Jahre infolge einer technischen Innovation, die das Fahrverhalten der Skateboards erheblich verbesserte: Die gewöhnlichen Rollschuhrollen wurden ab 1972 durch Rollen aus Polyurethan ersetzt, die eine bessere Bodenhaftung gewährleisten und höhere Geschwindigkeiten zulassen. Mitte der 1970er-Jahre stiegen die jungen Leute in weiten Teilen der USA auf Skateboards auf, ja es brach fast eine allgemeine Skateboardmanie aus. An vielen Orten wurden Skateparks aus dem Boden gestampft: Betonlandschaften mit speziellen Skatingpools, deren Rundungen weicher und deren Seitenwände oft höher waren als die jener zweckentfremdeten Swimmingpools und die daher in der Regel zum Skaten besser geeignet waren. Das Pool- oder Vertikalskateboarding wurde bald zur populärsten und spektakulärsten Skateboarddisziplin, zu der mehr und mehr akrobatische Elemente hinzukamen. Damit ging wiederum eine technische Veränderung einher: Die Bretter wurden ein ganzes Stück breiter gebaut (bis zu 25cm statt etwa 19cm), wodurch die Standfestigkeit des Skaters vergrößert und damit erst eine Reihe weiterer Tricks auf dem Skateboard ermöglicht wurden.
Die Skateboardwelle schwappte Mitte der 1970er-Jahre erstmals nach Europa über. Hier waren zunächst Slalom, Hochsprung und Freestyle die beliebtesten Disziplinen; allerdings wurde das Skateboarding kaum als ernsthafte Sportart betrachtet und blieb eher eine Modeerscheinung. In Deutschland sprangen Sportbegeisterte ab 1975 auf Skateboards auf und machten nicht zuletzt durch die hohe Unfallquote auf sich aufmerksam. 1977 kamen hier die ersten Skateboardmagazine auf den Markt, tauchten die ersten Profis der süddeutschen Skateboardszene auf und fanden in München die ersten deutschen Meisterschaften statt; 1978 wurde ebenfalls dort der erste Skatepark angelegt. München war damals die Hochburg des Skateboardings, in der auch der Dachverband der deutschen Skateboardfahrer (DDS) angesiedelt war. Doch schon 1978 folgte der Ab- bzw. Umstieg: Die Magazine verschwanden, der DDS löste sich auf und viele Skater stiegen auf die konkurrierenden Rollerskates um.
Anfang der 1980er-Jahre schien das Skateboarding in den USA plötzlich von der Bildfläche zu verschwinden: Die meisten Skateparks schlossen, die Skateboardproduktion wurde weitgehend eingestellt, Skateboardmagazine erschienen nicht mehr oder berichteten über andere Trendsportarten wie das boomende Rollerskating. Nur eine kleine Gemeinde vereinzelter Skateboardfreaks ließ sich nicht beirren, veröffentlichte Zeitschriften, veranstaltete Wettkämpfe, erfand weitere Tricks und errichtete eine neue Form von Skateboardanlagen, mit der eine eigenständige Disziplin einherging: die Halfpipe. Eine andere neuartige Disziplin entwickelte sich daraus, dass viele der unbeirrbaren Skater sich auch in den Städten auf ihrem Skateboard bewegten. Selbstverständlich genügte es ihnen nicht, sich auf der Straße bloß fortzubewegen, sondern es ging ihnen vielmehr darum, ihre Künste anzuwenden, ohne auf künstliche Anlagen angewiesen zu sein: Städtische Gegebenheiten wie Stufen, Schrägen, Bänke und Geländer nutzten sie als Gelegenheiten, die Höhenunterschiede oder Hindernisse durch akrobatische Sprünge zu überwinden. Zusätzlich übernahmen sie viele der herkömmlichen Tricks des Vertikalskatings und übertrugen sie auf die Straße. So entstand aus dieser neuen Form des Skateboardings, die ursprünglich den Status eines Lebensstils hatte, dem Streetskating, schließlich die zweite neue Wettkampfdisziplin: der Streetstyle.
Die Halfpipe und das Streetskating waren es auch, die Mitte der 1980er-Jahre einen zweiten Skateboardboom auslösten. Während die meisten der ersten Skateboarddisziplinen wie Slalom, Hoch- und Weitsprung in der Vergessenheit versanken, kam zu der alten Disziplin Freestyle und den beiden neuen, Streetstyle und Halfpipe als weitere Disziplin noch die Miniramp hinzu, die eine Menge neuer Tricks mit sich brachte. Skateboarding etablierte sich in den USA endgültig als Wettkampfsport mit großer Publikumsresonanz, und einige der Skateboardfreaks avancierten zu gut bezahlten Sportprofis und bewunderten Kultfiguren. Zu solchen Stars der amerikanischen Skateboardszene gehören Tony Alva, Stacy Peralta, Rodney Mullen, Duane Peters, Steve Caballero, Mike McGill und nicht zuletzt Tony Hawk.
Auch in Deutschland gab es 1985 einen Aufschwung des Skateboardings. Insbesondere Streetskating stieg zur Massensportart auf, und die Wettkampfveranstaltungen hatten größeren Zulauf als je zuvor. Die neue Hochburg des Skateboards ist Münster; seit 1982 findet hier jährlich der »Münster Monster Mastership« statt, der seit 1989 als offizielle Weltmeisterschaft gilt und von 18000 Zuschauern gesehen wird. Der Star der deutschen Skateboardszene war in den 1980er-Jahren Claus Grabke.
Aufbau des Skateboards
Ein Skateboard besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: einem Deck, zwei Achsen und vier Rollen. Profiboards (Preis um 400DM) werden meist im Fachhandel nach den Bedürfnissen und Wünschen des Skaters aus hochwertigen Teilen zusammengestellt. Die Profimodelle tragen den Namen eines Skateboardprofis, der für die Qualität des Produkts bürgt, und stammen größtenteils aus den USA. Komplettboards werden zwar oft im Kaufhaus billig (ab 40DM) angeboten, sind aber auch meist aus minderwertigen Bestandteilen in asiatischen Ländern hergestellte Massenware und lassen in ihren Fahreigenschaften zu wünschen übrig.
Das Deck eines Profiskateboards besteht meist aus siebenfach, teils quer verleimten Ahornholzschichten. Es weist im Querschnitt eine konkave Form und im Längsschnitt Aufbiegungen an beiden Enden auf. Das Vorderende, die »Nose«, läuft mehr oder weniger spitz zu, im Gegensatz zum Hinterende, dem »Kicktail« oder kurz »Tail«. Die Länge des Skateboards beträgt in der Regel etwa 77cm, bei Miniversionen für Jüngere etwa 71,5cm; die Breite liegt zwischen knapp 20 und 25cm, sie richtet sich nach der Fußgröße. Die Standfläche des Decks ist mit einem Haftbelag beklebt, dem »Griptape«, einem groben Sandpapier. Die Unterseite kann an der Spitze und an den Seiten mit Leisten (»Rails«) versehen sein, um das Skateboard besser greifen zu können und um besser seitlich gleiten zu können. Überdies können an der Brettspitze und unter das Hinterteil Schutzleisten (»Nosesaver«, »Tailsaver«) angebracht sein, die vor Beschädigungen durch Stoß oder Abrieb schützen.
Als Achsen (»Trucks«) werden die gesamten Gebilde bezeichnet, die das Deck mit den Rollen verbinden. Eine hochwertige Achse besteht größtenteils aus einer Aluminium- oder einer Magnesium-Gusseisen-Verbindung, nur die Rollenachsen selbst (»Axles«) und ein Verbindungsstift (»Kingpin«) bestehen aus Stahl. Die Verbindungsachse (»Hanger«) zwischen den beiden Rollenachsen ist einerseits durch den Drehzapfen (»Pivot«), andererseits durch zwei Lenkgummis (»Grommets«) an dem Verbindungsstift drehbar und neigbar gelagert und mit der Grundplatte (»Baseplate«) verbunden. Durch diese Konstruktion ist das Skateboard durch bloße seitliche Gewichtsverlagerung lenkbar: Neigt sich das Skateboard zur Seite, drehen sich die beiden Verbindungsachsen nach innen. Die Achsgeometrie bedingt die Wendigkeit der Achsen und damit
die Lenkfreudigkeit des Skateboards: Je wendiger die Achse, desto kleiner ist der Kurvenradius des Skateboards bei gleicher Brettneigung. Die Breite der Achsen ist auf das Deck abgestimmt; die Rollen müssen genau mit dessen Seitenkanten abschließen.
Die Rollen des Skateboards bestehen aus Polyurethan. Sie unterscheiden sich durch Größe, Breite, Form und Härtegrad. Die Wahl der Rollen hängt ab von dem Bodenbelag, dem bevorzugten Verwendungszweck und der besonderen Fahrweise des Skaters. Die Laufeigenschaften der Rollen sind durch die genannten Größen bedingt: So gestatten größere Rollen (Durchmesser 6467mm) höhere Geschwindigkeiten und kommen besser über Unebenheiten hinweg; kleinere Rollen (5760mm) sind für Kurven und viele Tricks besser geeignet. Breite Rollen haben eine bessere Bodenhaftung, aber auch einen größeren Rollwiderstand als schmale. Mit Rollen, die zu den Seiten hin gerundet sind (»Conical«), können etwa Kanten leichter überwunden werden. Harte Rollen (95100 A) sind schneller und halten überdies länger, weiche Rollen (8085 A) haften dafür besser und laufen leiser. Auf der Straße werden meist weichere Rollen gefahren, auf Holz- oder Betonbelägen in Halfpipes oder Skateparks eher harte. Für den reibungslosen Lauf der Rollen bedarf es je zweier Kugellager, die von beiden Seiten in die Rollen geschoben und durch eine Abstandshülse auseinander gehalten werden. Profiboards haben hochwertige, beidseitig geschlossene und wartungsfreie Präzisionskugellager.
Spezielle Skateboardschuhe haben eine griffige und nachgiebige Sohle, einen höheren Schaft, der über die Knöchel reicht, und sind an der Ferse und dem Fußgelenk verstärkt. Sie sollen dem Skater einerseits einen sicheren Stand verschaffen, andererseits ein ungetrübtes Gefühl für das Brett vermitteln und die Kräfte zwischen Körper und Brett ungehindert übertragen; überdies sollen sie ihn vor Verletzungen am Fußgelenk und Bandapparat schützen.
Schutzausrüstung
Zur Schutzausrüstung gehören vor allem Knie-, Ellbogen- und Handgelenkschoner (»Knee -, Ellbow Pads« und »Wrist Guards«), da diese Gelenke bei Stürzen am meisten gefährdet sind, sowie ein Helm, mit dem der Kopf bei Stürzen nicht nur vor dem Aufprallen auf dem Boden geschützt ist, sondern beim vertikalen Skating auch vor dem Auftreffen des zurückfliegenden Skateboards auf dem Kopf. Außerdem können Hüft- und Steißbeinschützer sowie Handschuhe zum Schutz getragen werden. Am wichtigsten sind die Knieschoner, die man jedenfalls bei Stürzen in der Halfpipe öfters benötigt, um den Aufprall abzufedern und auf den Knien gefahrlos weiterzurutschen (»Kneesliding«). Knieschoner bestehen aus einer harten Plastikschutzkappe, mehreren Schaumstoffschichten und Klettverschlüssen. Darunter getragene Unterziehschoner (»Knee Gaskets«) aus Neopren verhindern das Verrutschen der Knieschoner auf der schweißnassen Haut und stützen überdies das Kniegelenk. Ellbogenschoner sind wie Knieschoner aufgebaut. Handgelenkschoner stützen und schützen das Handgelenk durch zwei feste Plastikschienen, die meist mit Nylon oder Leder bedeckt sind und mit Klettverschlüssen am Unterarm befestigt werden. Sie beeinträchtigen zwar etwas die Bewegungsfreiheit der Hände, sind aber zum Schutz der bei Stürzen besonders verletzungsanfälligen Handgelenke unbedingt angezeigt. Handschuhe bieten nur gegen Hautabschürfungen einen zuverlässigen Schutz. Ein Helm besteht aus einer harten Plastikschale und einer festen Schaumstoffschicht; er muss genau passen, sonst verrutscht er bei einem Sturz. Beim vertikalen Skating ist der Helm ein absolutes Muss.
Skateboard Disziplinen: Freestyle, Streetstyle und Halfpipe
Die älteste der noch heute ausgeübten Wettkampfdisziplinen ist der Freestyle. Neben der akrobatischen hat sie eine ausgeprägte ästhetische Komponente: Der Skater präsentiert auf ebener Fläche ohne Hindernisse oder sonstige Hilfsmittel seine Tricks in einer zweiminütigen Kür zur Musik. Schwierige Tricks werden dabei ebenso gezeigt wie tanzartige »Moves«, beides möglichst passend zur Musik. Manche Tricks werden im Stand ausgeführt (»Stationary Tricks«), die meisten aber im Fahren (»Rolling Tricks«). Ist etwa beim Fahren auf einer Achse (»Wheelie«) eher das Gleichgewichtsgefühl gefordert, so bedarf es etwa beim Handstand auf dem fahrenden Skateboard außerdem der Körperkräfte. In jedem Fall braucht der Skater eine außerordentliche Geschicklichkeit und Körperbeherrschung. Teils bewegt er bloß das Brett durch schnelle Beinarbeit (»Footwork«), teils lässt er während der Fahrt das Skateboard um die Längsachse wirbeln und macht dabei selbst einen Sprung oder eine Drehung in der Luft (»Flip«), wobei es dann darum geht, den Trick zu stehen, d. h., im richtigen Augenblick auf dem Brett zu landen und die Fahrt fortzusetzen. Größter Trickproduzent und Topfavorit des Freestyles war in den 1980er-Jahren Rodney Mullen (USA).
Streetstyle nennt man einerseits die alltägliche Form des Skateboardings (auch Streetskating genannt), die auf der Straße geschieht und sich mit den städtischen Gegebenheiten zum Probieren ihrer Tricks begnügt, also keiner Skateparks bedarf, andererseits die Wettkampfdisziplin, die daraus hervorgegangen ist und bei der die Tricks auf künstlichen Anlagen vorgeführt werden, die den
städtischen nachgebildet sind. Beim Streetstyle geht es vor allem darum, Höhenunterschiede oder Hindernisse wie Stufen, Schrägen, Bänke oder Geländer zu überwinden oder zu überspringen. Ein grundlegender Trick dafür ist der »Ollie«, bei dem man mit dem Skateboard vom Boden abheben und einen Luftsprung machen kann, ohne die Hände zu Hilfe zu nehmen: Durch einen Tritt auf das Hinterteil (»Kicktail«) richtet man das Skateboard auf und führt es beim Sprung mit den Füßen mit. Mit diesem Trick kann man eine Erhöhung hinauf- oder über ein Hindernis hinwegspringen. Weitere grundlegende Tricks sind das Hinunterspringen von Erhöhungen (z.B. mit dem »Acid Drop«), das seitliche Rutschen entweder auf den Rollen oder auf der Unterseite des Bretts (»Slide«, besonders beliebt auf einem Treppengeländer) und Luftsprünge auf einer kleinen Rampe (»Jumpramp Airs«). Bahnbrechender Streetstyleskater war in den 1980er-Jahren Mark Gonzales (USA).«
Das Skaten in der Halfpipe hat als vertikales Skating nach dem zweiten Skateboardboom das Poolskating weitgehend abgelöst. Es ist die spektakulärste Disziplin, da die Tricks in großer Höhe (bis 6m) erfolgen und beim Fahren hohe Geschwindigkeiten erreicht werden. Für viele Skater ist es auch die attraktivste Disziplin, weil es außer einer perfekten Fahrtechnik und enormen Kondition auch eine vollkommene Körper- und Brettbeherrschung sowie einen außerordentlichen Wagemut erfordert, dafür aber den entsprechenden Nervenkitzel erbringt. Dass die Halfpipeskater gleichwohl eine Minderheit darstellen, liegt nicht nur an den hohen Ansprüchen, die bei dieser Disziplin an den Fahrer gestellt werden, sondern auch schlicht daran, dass es zumindest in Deutschland nur wenige solcher Anlagen gibt. Was die Technik und Tricks in der Halfpipe angeht, so setzte hierin Tony Hawk (USA) die Maßstäbe.
Die Halfpipe ist ein gleichsam breit gestrecktes halbes »Rohr« (daher ihr Name), das eher einer Wanne ohne Wände an den Längsseiten gleicht: eine Fahrbahn mit Sprungschanzen an beiden Enden, die bis zur Vertikalen gerundet sind. Die gesamte Anlage besteht aus Stahl oder Holz, als Belag werden meist Buchenholzplatten verwendet. Die Halfpipe ist 4 bis 12m breit, das flache Mittelstück (»Flat Bottom«) ist meist 4 bis 5m lang, die Rundungen (»Transitions») haben in der Regel einen Radius von etwa 3m, die vertikalen Steilstücke (»Verticals« oder kurz »Verts«) eine Höhe von 20 bis 40cm. Den Abschluss bildet ein Stahlrohr (»Coping«, Durchmesser etwa 7cm), das bei Airtricks den zum Absprung nötigen Druck auf die Rollen bringt oder bei anderen Tricks für alles Mögliche benutzt wird. An den beiden Enden befinden sich Plattformen (»Tables«), die durch Geländer gesichert sind und von denen aus der Skater starten, dh. sich in die Halfpipe fallen lassen kann (»Drop-in«).
Die in der Halfpipe ausgeführten Tricks lassen sich in drei Gruppen einteilen: Liptricks, Foot- oder Handplants und Airs. Bei den Liptricks benutzt der Skater das Coping und das Skateboard bleibt mit der Pipe in Kontakt. Man rutscht z.B. mit den Achsen (»Grind«) oder mit dem Deck bzw. den Leisten (»Slide«) quer über das Coping. Bei den Plants setzt man den Fuß auf oder greift mit der Hand an das Coping, während das Skateboard über es hinausschnellt; das Skateboard wird mit einer Hand in der Luft geführt und gedreht, bevor man wieder auf es aufspringt. Ein Standardtrick ist der Invert, bei dem der Skater einen einarmigen Handstand mit einer 180-Grad-Drehung macht. Am spektakulärsten sind die Airs, bei denen der Skater samt Skateboard über das Coping hinausschnellt und meist eine 180-Grad-Drehung mit akrobatischen Elementen vollführt, während er das Skateboard mit einer Hand hält, bevor er wieder mit dem Skateboard unterhalb des Copings aufsetzt. Falls es mit der Landung nicht klappt, stürzt er halt gekonnt, indem er sich auf die Knieschoner fallen lässt und auf ihnen die Transition hinunterrutscht. Da das zumal am Anfang öfter geschieht, sollte man in der Halfpipe auch zuallererst das Stürzen üben.
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